In Nepal ist die Filzherstellung, ähnlich wie im benachbarten Tibet, seit Jahrhunderten bekannt. Der aus nachwachsenden tierischen Fasern (Wolle) hergestellte Filz ist ein Naturprodukt und daher auch biologisch abbaubar. Er ist robust, isoliert gegen Kälte und Hitze, kann wegen seines hohen Lanolingehalts Wasser abweisen, aber auch speichern und wieder abgeben und ist schwer entflammbar, verkohlt lediglich ab einer Temperatur von ca. 320 Grad Celsius.
Die Technik des Filzens und die Verarbeitung des Materials zu Filztextilien sowie Gegenständen des täglichen Gebrauchs wurde in Nepal immer schon von Frauen von Generation zu Generation weitergegeben. Diese kunsthandwerkliche Tradition erfordert viel Fingerfertigkeit und Geduld und liegt auch heute noch fest in den Händen von Frauen.
Nepal zählt trotz nennenswerter Fortschritte bei der Armutsbekämpfung, Gesundheitsversorgung und Alphabetisierung weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt. Etwa 30% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Dieses bedeutet gemäß der Weltbank-Definition, dass jedem Bewohner weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag für den Lebensunterhalt zur Verfügung stehen.
Vor diesem Hintergrund ist es für jede nepalesische Familie wichtig, dass möglichst viele ihrer Mitglieder zum Einkommen beitragen. Da es u.a. für Frauen aus sozial benachteiligten Schichten kaum Verdienstmöglichkeiten gibt, bieten ihnen oft Kleinbetriebe die Möglichkeit, einer bezahlten qualifizierten Beschäftigung nachzugehen. In einem Land, das keine Geschlechtergerechtigkeit kennt, verbessert sich durch das erwirtschaftete Einkommen ihr gesellschaftlicher Status.
Die Filzprodukte, die wir in unserem Weltladen führen, stammen vorwiegend von Manufakturen aus dem Bergland um die Hauptstadt Kathmandu oder aus Kathmandu selbst. Die von uns kontaktierten Betriebe beschäftigen ausschließlich erwachsene Frauen, deren tägliche Arbeitszeit (mit einer Tee- und Mittagspause) maximal 8 Stunden beträgt. Die Betriebe zahlen einen überdurchschnittlichen und fairen Lohn sowie Zuschüsse zur Altersversorgung und eine Beteiligung an Krankheitskosten, da Nepal kein Krankenkassenwesen in unserem Sinne kennt. Darüber hinaus gewähren sie ihren Mitarbeiterinnen einen Mutterschutz, der in Nepal keine Selbstverständlichkeit ist.
Mit diesen Maßnahmen wird den Frauen und ihren Familien eine bessere Lebensqualität ermöglicht.
Quelle: Gespräche mit deutschen Unternehmerinnen, die in Nepal solche Betriebe führen