Vortrag/Lesung: Der Mächtigen Zähmung – warum Konzerne klare Spielregeln brauchen, 27.3.25
„36 der größten weltweiten Unternehmen stoßen die Hälfte aller Treibhausgase aus. Der größte Teil der Investitionen in der Industrie geht noch in fossile Energieträger“
„Die lautstark geäußerten Selbstverpflichtungen der Wirtschaft zur umweltfreundlichen Produktion sind eine Beruhigungspille für Politik und Verbraucher“.
Starke Sätze vom Autor Frank Herrmann, der aus seinem Buch der „Mächtigen Zähmung2 am 27.3. vorträgt und 57 Zuhörer mit komplexen Sachverhalten und Problemlagen konfrontiert. Der Weltladen Speyer und die Kath. Erwachsenenbildung haben gemeinsam zu dieser Veranstaltung eingeladen. Zielpunkt war auch, die Chance des Fairen Handels unter dem Einfluss der „Mächtigen“ zu reflektieren und Wege aufzuzeigen, wie diesem mächtigen Einfluss Grenzen gesetzt werden können. Frank Herrmann zählte Beispiele von großen Konzernen auf, die sich in zu viel Spielraum bewegen können, den eigentlichen die Politik begrenzen müsste. Es bedarf der starken Kontrolle, der Sanktionen bei Verletzungen der Menschenrechte, bei der Schädigung der Umwelt. Bisher greift hier nur die zivile Gesetzgebung in Form von „Ordnungswidrigkeiten“. Herrmann fordert strafrechtliche Verfolgung. Aber die Macht der Wirtschaft auch in der Justiz ist gewaltig gegenüber dem Einfluss den NGOs haben. Profite gehen vor Menschenrechten. Große Konzerne, wie z.B. in der Ölindustrie, wissen um ihr umweltschädliches Verhalten. Das wird aber aus Gründen der Gewinnmaximierung verschleiert und oft wird auch green-washing betrieben.
Herrmann nennt aber auch positive Beispiele, wie Nichtregierungsorganisationen wie z.B. Greenpeace u.a. auf rechtlichem Weg schon Erfolge errungen haben. Dennoch werden diffamierende Anlässe gefunden, den NGOs den „Garaus zu machen“, wie das jüngste Beispiel von Greenpeace in den USA zeigt, die nun 500 Millionen Dollar Schadensersatz wegen Verunglimpfung der Ölindustrie zahlen sollen. Das deutsche Lieferkettengesetz ist ein erstmalig von einem Zusammenschluss von 130 NGOs erreichtes Instrument, um die Machenschaften von Produktion in den Herkunftsländern aufzudecken und ethisch einzuklagen. Auf europäischer Ebene wurde ein solches Gesetz dann schon wieder aufgeweicht.
Herrmann fordert ein Entflechtungsinstrument von Politik und Wirtschaft, um Marktkonzentrationen zu vermeiden. Die Verbraucher müssten da viel bewusster auftreten. Er nennt Beispiele von kleinen ethischen, nicht börsennotierten Unternehmen, so auch die Initiative „Du bist hier der Chef“. Hier bestimmen die Verbraucher per online-Befragung über einen ethisch-orientieren Konsum ab und über das, was sie kaufen wollen und was nicht.
Für viele Engagierte im Weltladen waren die Inhalte des Vortrags nichts Neues, eher ein frischer Impuls, diese Problematik, die auch den Fairen Handel behindert, nicht aus dem Auge zu verlieren.
Autorin dieses Berichts: Marie-Luise Thomas